Kloster Morimond

Peter Pfister:

Die Entstehung der Primarabtei Morimond

Die Abtei Morimond ist aus dem Stammkloster Cîteaux hervorgegangen, das durch seine Gründungen einem neuen Orden, dem der Zisterzienser, Existenz und Namen gegeben hat. Über die Abtei Morimond sind die meisten Klöster dieses neuen Ordens in unseren deutschsprachigen Raum gekommen. Der nächste Weg nach Paris führte einst für Reisende aus Mittel- und Ost-europa meist über Basel in die Senke zwischen Vogesen und dem französischen Jura. Bald überquert man dann die Saone, den Grenzfluss zwischen der ehemaligen Freigrafschaft Burgund und dem fränkischen Herzogtum Burgund, dem Heimatland des hl. Bernhard. Wenn man sich dann ein Stück Weges aufwärts der Saone bewegt, so braucht man, anstatt zu ihrer Quelle östlich in die Sichelberge abzubiegen, sich nur ein wenig nach Westen zum Plateau von Langres zu wenden, um die Waldmulde von Morimond aufzufinden. Man liest häufig Morimond als burgundisches oder als Kloster in der Champagne angegeben. Beide Bezeichnungen treffen aber für die Zeit der Gründung nicht zu. Das Bistum Langres, wozu sowohl Clairvaux wie auch Morimond gehören, war nämlich damals zugleich ein geistliches Fürstentum, das – als Territorium des hl. Mammés, des Titelheiligen der Kathedrale von Langres, heute als Lingonie bezeichnet – sich bereits seit dem10. Jahrhundert von Burgund losgelöst hatte. Die für Clairvaux zuständige Grafschaft Bar-Sur-Aube war zur Zeit der Gründung des Klosters allerdings bereits in die Hände der emporstrebenden Grafen der Champagne übergegangen, blieb aber in kirchlicher Hinsicht als Archidiakonat bei der Diözese Langres, während es heute zum Bistum Troyes gehört. Die Champagne hatte also hier die Landeshoheit übernommen. Den Vasalleneid, der dafür dem Bischof von Langres geleistet wurde, wurde als bloße Formalität angesehen. Dagegen stand das im östlichen Teil des lingonischen Plateau gelegene Bassigny, wo Morimond entstehen sollte, nicht nur als Archidiakonat, sondern auch als Grafschaft unter dem Bischof von Langres und sollte als solche erst im 13. Jahrhundert ebenfalls unter die Herrschaft der Champagne gelangen.

Die Primarabtei Morimond

Die Zisterzienser leben nach der Regel des hl. Benedikt. Von anderen Benediktinern unterscheiden sie sich durch die Ordensverfassung (die „Charta caritatis“), durch die Gewohnheiten des Ordens (die „Consuetudines“) und durch das Filiationsprinzip. Die Benediktregel bestimmt die drei Grundpfeiler des täglichen Lebens: Gottesdienst, geistliche Lesung, Handarbeit. Die „Charta caritatis“ als Ordensverfassung regelt die Organisation des Klosterverbandes. Besondere Kennzeichen sind: Einheit durch Gleichheit der Lebensweise, der monastischen und liturgischen Ordnung, und das Filiationsprinzip. Die „Consuetudines“ ergänzen die Benediktregel. Sie berücksichtigen die Beschlüsse der Generalkapitel, enthalten die Vorschriften für den Gottesdienst und die Bräuche für Mönche und Laienbrüder. Nachdem Filiationsprinzip gründet jedes Kloster selbständige Tochterklöster. Jedes Kloster gehört so zu einer der fünf Linien, die von Cîteaux und den vier Primarabteien ausgehen. Der Ordensverband wird also nicht zentralgelenkt, wie bei den Cluniazensern. Die rechtliche Sicherung des Verbandes beruht auf den jährlichen Generalkapitel in Cîteaux, auf dem jeder Abt erscheinen muss, und auf den jährlichen Visitationen durch den Vaterabt, den Abt des Klosters, von dem aus die Besiedelung erfolgt war. Morimond gehört zu den ersten vier berühmten Gründungen (Primarabteien), die von Cîteaux aus sehr rasch gemacht wurden, nachdem der junge Adelige Bernhard von Fontaines und eine Reihe seiner Verwandten dort eingetreten waren. Man musste die Angebote auswärtiger Adeliger annehmen und Tochterklöster errichten. Im Umkreis einer guten Tagreise erstanden die ersten: 1112 La Ferté im Süden, 1114 Pontigny im Westen. 1115 sandte Abt Stefan Harding den kaum 25jährigen Bernhard mit 12 Gefährten zur Gründung von Clairvaux im Norden. Zwei Jahre später folgte im Nordosten die Gründung von Morimond durch Stefan Harding selbst. Damit begann eine explosionsartige Ausbreitung des Ordens. Noch war die Abtei von Clairvaux im Entstehen, als Bernhard 1118 schon die erste Gruppe von Mönchen und Novizen zu einer Neugründung verabschieden musste. Die zweite Tochtergründung, das jedem Burgundfahrer bekannte Fontenay, wurde im nächsten Jahr 1119 gegründet. Bis zu seinem Tod 1153 sandte Bernhard 68 Gründungskonvente, in 35 Jahren also über 800 Mönche aus. Auch bereits bestehende Klöster ließen sich Clairvaux angliedern. Die anderen Primarabteien waren nicht so fruchtbar wie Clairvaux. La Ferté z.B. hatte nur ein halbes Dutzend Tochterklöster. Aber Morimond hielt Schritt. Gelegen im Grenzgebiet zwischen der Champagne und Lothringen, entwickelte es sich durch seine zahlreichen Tochtergründungen, aber auch durch seine geistige, literarische und künstlerische Ausstrahlung zur wichtigsten Abtei des Ordens nach Cîteaux und Clairvaux. Seine Ausstrahlung ging in den Osten. 1120 gründete man Bellevaux auf halbem Weg zur heutigen Schweiz, 1123 erreichte man den Rhein: In Kamp am Niederrhein erstand auf Bitten des Kölner Erzbischofs, eines Bekannten, wenn nicht Verwanden des ersten Abtes von Morimond, ein Kloster, ein zweites 1127 in Ebrach bei Würzburg. Gleichzeitig mit den Gründungen überwand man in Morimond mit Hilfe Bernhards eine innere Krise. Der Abt von Morimond wollte gegen den Willen von Cîteaux und gegen die Mahnungen Bernhards im Hl. Land ein Kloster gründen und verließ seine Abtei, starb aber, bevor er seinen Plan ausführen konnte. Nach diesen Anfangsschwierigkeiten wurde Morimond 1157 zur Primarabtei erhoben. Morimond wurde zum Mutterkloster von über 200 Abteien, unter anderem sämtlicher bayerischer und österreichischer Zisterzienserklöster. Der Konvent von Morimond war zunächst stark mit Deutschen durchsetzt: Gründerabt Arnold, Adam von Ebrach, Konrad von Bayern, Otto von Freising. Unter der geistlichen Aufsicht von Morimond standen mehrere Ritterorden, so diejenigen von Calatrava und Alcantara. Die erste Abteikirche in Morimond wurde um 1155 fertiggestellt.

Quelle:

Peter Pfister (Hrsg.): Ausstellungen im Archiv des Erzbistums München und Freising – Kataloge, Band 5: Zwischen Morimond und Freising – Die Zisterzienser bauen Europa, München 2000, Seite 25 ff.

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Bilder Kloster Morimond

Beschreibung der Abtei Morimond

Pläne und Ansichten